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Tagesfahrt Jüterbog und Kloster Zinna
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Zur dritten Tagesfahrt im Jahre 2024 zog es uns nach Jüterbog, Luckenwalde und dem ehemaligen Zisterzienser Kloster Zinna.
In Luckenwalde stand der Besuch der dortigen Steinmeyer - Mühle auf dem Programm. Die Mühle, schon mehr als 70 Jahre im Familienbesitz, bestand zwar nur noch aus einem Gebäude, in dem die motorbetriebene Mühlanlage steht. Die eigentliche Windmühle war vor Jahren abgebrannt. Wir wurden von der Chefin gut vorbereitet empfangen, indem sie uns den gesamten Hergang der Mahlvorgänge vorführte. In der Mühle werden Mehle aus Roggen, Dinkel, Weizen, von hell bis dunkel, sowie Gelbweizen und Backschrote hergestellt. Einige Teilnehmer unserer Gruppe wurden auch in dem Betriebsablauf eingebunden, Mehl eintüten, Tüten vernähen und Flyer aufkleben. Auf engsten Raum fand in dem kleinen Backsteinhaus die Produktion der verschiedensten Mehlarten statt. Man musste oft den Kopf einziehen, um in den hintersten Winkel einen neugierigen Blick zu werfen. Zum Abschluss gab es einige Tüten Mehl der verschiedensten Sorten und Rezepte für eine Bruschetta-, Kartoffel - Brotmischung und ein solches für Waffeln. |
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Der nächste Höhepunkt war dann der Besuch der im Mittelalter geprägten Altstadt von Jüterbog. Hier stieg ein sachkundiger Reiseführer zu und zeigte uns die Sehenswürdigkeiten des Ortes. Jüterbogs historischer Stadtkern ist wohl einzigartig auf der Welt mit dem ältesten Rathaus Brandenburgs, den noch erhaltenen drei Stadttoren, der Stadtmauer, den unverkennbaren Türmen der Nikolaikirche, sowie dem Kloster Zinna, einem heutigen Stadtteil von Jüterbog. Die Stadt hat eine weit zurückreichende Geschichte. Ihr Name, im Jahr 1007 erstmalig erwähnt, kommt aus dem Niedersorbischen (Jitšobog). Einst war Jüterbog eine Exklave zwischen der Mark Brandenburg und Sachsen - Wittenberg. Der Ort entwickelte sich schnell und erhielt 1174 Stadtrechte. In dieser Urkunde wird Jüterbog als Mittelpunkt der provincia Iutterbogk (Land Jüterbog) bezeichnet, als ihr Ausgangspunkt und Haupt (exordium et caput). Von kriegerischen Auseinandersetzungen hielt sich die Stadt fern, stattdessen wurden Soldaten gestellt oder Ausgleichszahlungen geleistet. Um seine Macht zu stärken veranlasste Erzbischof Wichmann den Bau des Klosters Zinna. Vermutlich Ende des 13. Jahrhunderts erhielt Jüterbog eine Stadtmauer, die erstmals 1335 urkundlich erwähnt und von 1480 an erneuert und verstärkt wurde. |
Zwischen 1355 und 1623 fanden mindestens zehn Fürstentagungen in Jüterbog statt. In der Stadt siedelten sich in dieser Zeit viele Handwerksberufe an. Jüterbog wurde reich und bedeutsam, so hatte es eine Gerichtsbarkeit weit über die Stadtgrenzen reichend. 1478 wurden durch einen Brand 300 der 365 Wohnhäuser vernichtet. Der Wiederaufbau wurde durch die Magdeburger Erzbischöfe gefördert. Vom 30 - jährigen Krieg war Jüterbog weitestgehend verschont worden. Jedoch wurden durch die Pest 1495 fast 2.000 Bürger hingerafft. Mit der einhergehenden Hungersnot sank die Zahl der Einwohner von 4.000 auf 300. Im Jahr 1520 trat Johann Tetzel im Auftrag des Erzbischofs von Mainz an mehreren mitteldeutschen Orten, so auch in Jüterbog, als Ablassprediger auf. Dies führte dazu, dass Martin Luther die 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug und damit die Reformation einleitete. Nach 1626 brach abermals in Jüterbog die Pest aus, 700 Menschen starben. Nach der Schlacht bei Jüterbog (1644) lag Jüterbog völlig darnieder Nach dem Krieg wurde Kloster Zinna als preußische Weberstadt vor den Toren des sächsischen Jüterbog gegründet. Damit war aber die Not noch lange nicht beseitigt. Aus der wirtschaftlichen Not bat die Bürgerschaft ab 1824 um die Stationierung von Soldaten, die die Kommune versorgen könnte. Dies hatte zur Folge, dass 1874 die preußische Artillerie mit einer Artillerie - Schießschule stationiert wurde, deren Gebäude noch heute stehen. Im Ersten Weltkrieg befanden sich bei Niedergörsdorf zwei Luftschiffhallen. Dort wurde 1933 / 1934 der Flugplatz Altes Lager errichtet. Im Jahre 1933 nahmen die Nationalsozialisten Jüterbog in ihren Einflussbereich indem sie dort eine Ausbildungseinrichtung für angehende Juristen etablierten. Im zweiten Weltkrieg wurde Jüterbog wieder einmal weitestgehend verschont. Am 20. April 1945 besetzte die Rote Armee Jüterbog ohne schwere Kämpfe. Die Russen stationierten in Jüterbog die 32. Garde Panzerdivision. Die politische Wende in der DDR beendete die militärische Tradition in Jüterbog. |
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Nach der Stadtrundfahrt mit der informativen Stadtgeschichte Jüterbogs fuhren wir zum Kloster Zinna zum Mittagessen. Es gab Gänsekeule und Rotkohl mit Klößen.
Von der ursprünglich ausgedehnten Klosteranlage aus dem 13. Jahrhundert sind neben der Abteikirche, Neuer Abtei, Siechenhaus und Zollhaus, nur noch einige Teile der Klausur und das Gästehaus erhalten. Ausgrabungen haben die Ausdehnung des Klosters zu Tage gebracht, und sind an einem Modell in der Klosterkirche zu erkennen. Auch das Wallfahrtskreuz auf dem Golmberg unterstreicht die Bedeutung der ehemaligen Wallfahrtsstätte deutlich. Die schlichte Klosterkirche, aus Feldsteinen erbaut, ist eine Pfeilerbasilika mit kreuzförmigem Grundriss, die der Jungfrau Maria gewidmet ist. Das Siechenhaus ist ein gotischer Rechteckbau aus Backstein. Die Neue Abtei beherbergt heute das Heimatmuseum. Zu sehen sind hier mittelalterliche Fresken. Die ganze Anlage ist heute ein Museum, zu dem in der Sommerzeit zu Musikveranstaltungen eingeladen wird. Zum Museum gehört eine Schaubrennerei, in der der Zinnaer Klosterbruder, ein Kräuterlikör, der nach einem auf die Mönche zurückgehenden wohlschmeckenden Rezept, gebrannt wird.
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